Schloss Herrenhausen

Realisierungswettbewerb

Konzept
Der Wiederaufbau des Schlosses Herrenhausen an seiner authentischen Stelle wird mit dem originalgetreuen Wiederaufbau der Fassade nach Entwürfen von Georg Friedrich Laves konsequent umgesetzt.
Die Hauptzugänge für das Tagungszentrum und das Museum erfolgen über die beiden Wachbauten. Aufgrund der neuzeitlich entstandenen städtebaulichen Situation zu den angrenzenden Gebäuden Arne-Jacobsen-Foyer und Schlossküche werden die Fassaden der beiden Wachhäuser zwar historisch rekonstruiert, aber die Gebäude verkürzt ausgeführt. Die neuen Eingänge werden durch drei in die Fassade eingeschnittene Türöffnungen geschaffen, die durch hohe moderne Türelemente gestaltet werden. So sind die neuen Eingänge klar ablesbar, aber zurückhaltend in die Schlossarchitektur integriert. Die Einhaltung der Hierarchie der neuen Eingänge zum ehemaligen Haupteingang wird ebenfalls durch diese Herangehensweise gewahrt.
Die innere Struktur des Schlosses erfährt eine neue Interpretation der historischen Strukturen, so dass ein modernes, multifunktionales Tagungszentrum und klassische Museumsräume entstehen.
Das harmonische Zusammenspiel von Historie und moderner Architektur ist auch im Innern der Schwerpunkt des Entwurfes. Die neuen Räume im Haupttrakt des Schlosses werden so angeordnet, dass die historischen Raumfluchten - die Enfilade - zitiert werden. Das Obergeschoss ist geprägt durch den großen Festsaal, der an historischer Stelle im Zentrum des Schlosses liegt und über die große Freitreppe mit dem Ehrenhof verbunden ist. In das neu interpretierte Rasenparterre im Ehrenhof werden zwei Lichthöfe integriert, die das Auditorium und das Foyer im Untergeschoss umfassen. Der neue Hörsaal erhält durch diese Beziehung zu den beiden Innenhöfen und seine „leichte“ Architektursprache eine helle, moderne Atmosphäre. Gleichzeitig werden über die Innenhöfe Blickbeziehungen zum Schlossbaukörper geschaffen.

Außenanlagen
Der Vorplatz als Versammlungsort erfährt eine behutsame Ergänzung unter Berücksichtigung der Geschichte, des Charakters und der Identität des Ortes.
Der Vorplatz soll als Ort der Repräsentation und Bühne, als veränderbarer Interaktions- und Kreativraum generiert werden. Der Charakter des Ortes, der durch seine Weite fasziniert und auch dem Schloss eine Großzügigkeit verleiht, soll erhalten bleiben. Aus diesem Grund wurde nur sehr behutsam in die Gestaltung eingegriffen und in Teilbereichen das Vorhandene ergänzt. Um die ehemalige städtebauliche Figur nachzuzeichnen, rahmen hohe geschnittene Hecken das Rondell. Der innere Rahmen wird durch eine Illumination der Nischen akzentuiert und durch den ehemals vorhandenen Rasenstreifen ergänzt.
Die befahrbare Erschließung wird im belagstypischen Großsteinpflaster hergestellt, ein „Teppich“ aus Sandsteinplatten erlaubt das bequeme Ein- und Aussteigen im Bereich des Mitteleingangs.
Der Ehrenhof war ehemals als Rasenparterre mit Schmuckbeeten hergestellt. Eine zentrale Wegeachse teilte das Parterre. Zudem war der Ehrenhof durch eine Zaun- und Toranlage zum „Großen Garten“ begrenzt. Diese reduzierten Gartenelemente werden erhalten und erfahren eine neue Interpretation. Das Rasenparterre wird durch seine neuen Wegebeziehungen in vier Teile gegliedert, so dass die Einteilung der Fläche in Museums- und Tagungsbesucher bei Bedarf durch eine temporäre Abtrennung möglich ist. Die Rasenflächen werden durch eine breite Sandsteinaufkantung mit Lichtfuge gerahmt, die diesen eine zeitgemäße Eleganz verleiht und als Sitzstufen genutzt werden kann. In die beiden nördlichen Flächen integrieren sich die Ausschnitte für die Lichthöfe. In den beiden südlichen Flächen bilden zwei mit Seerosen bepflanzte Wasserflächen ein Pendant zu den Lichthöfen. Die Rasenflächen können durch große Sitzkissen einer individuellen Nutzung zugeführt werden.
Tagungszentrum
Der Zugang zum Tagungszentrum erfolgt über das westliche Wachgebäude und der zentrale Eingang wird nur zu besonderen Anlässen genutzt werden. Das Foyer liegt funktional optimal zwischen diesen beiden Eingängen.
Im Haupttrakt des Schlosses wird im Zusammenhang mit dem Auditorium im Untergeschoss ein modernes, multifunktionales Tagungszentrum geschaffen.
Die Seminarräume liegen konzentriert im Erd- und Untergeschoss und sind somit über kurze Wege miteinander verbunden. Die Seminarräume bieten eine flexible Nutzung im Zusammenhang mit dem Auditorium.
Der Festsaal im Obergeschoss als zentraler Raum des Schlosses erhält eine erhöhte Decke und somit ein optimiertes Volumen für Musik- und Sprachveranstaltungen (siehe auch Akustikkonzept). Die Dächer der Seitenflügel sind als Aussichtsplatform in den „Großen Garten“ begehbar.

Museum
Das östliche Wachgebäude ist der Eingang für das Museum und in den „Großen Garten“.
Das Historische Museum der Stadt Hannover erhält in den beiden Seitenflügeln des Schlosses Ausstellungsflächen. Große zusammenhängende Räume ermöglichen eine flexible Ausstellungsgestaltung. Über einen unterirdischen Ausstellungsgang sind die beiden Flügelbauten miteinander verbunden. Leuchtende Vitrinen und die Anbindung des Ganges an die beiden Lichthöfe schaffen einen zusätzlichen Ausstellungsraum mit hoher räumlicher
Qualität.
Im Außenraum wird ein barrierefreier Zugang zum Museum und dem Arne-Jacobsen-Foyer geschaffen.
Das Galeriegebäude kann bei Bedarf ebenfalls unterirdisch mit den Ausstellungsräumen im Schloss verbunden werden
Die neuen Nutzungen Tagungszentrum und Museum sind baulich und funktional voneinander getrennt.

Wettbewerb von 2010 in Zusammenarbeit mit Jastembski Kotulla Architekten, Münster