Energieberg

Realisierungswettbewerb

Wettbewerb 2008 in Zusammenarbeit mit DFZ Architekten und Breimann und Bruun GmbH, Landschaftsarchitekten

Der Energieberg von Georgswerder soll vieles sein: eine Informations- oder eine Wissenschaftslandschaft, eine Landmarke, ein Ort regenerativer Energien, ein Park des 21. Jahrhunderts. Doch all diese Attribute und Titel werden unserer Meinung nach dem Ort nicht gerecht, reichen nicht aus, die ehemalige Müllkippe zu einem dauerhaften Magneten zu entwickeln. Hierfür braucht es etwas Anderes. Es braucht eine neue Form von Transparenz – eine ‚aufklärende‘, eine erzählende Transparenz, die alle Schichten des Berges sichtbar macht und durch die sich eine vor Ort erlebbare Geschichte entwickelt, die interessierte Zuhörer findet. Nur so wird der Energieberg mehr als ein nur gelegentlich von Schulklassen besuchter Informationspunkt, nur so wird er zum langfristig und damit nachhaltig etablierten Ziel für Touristen, aber auch zu einem alltäglich nutzbaren Rückzugsraum für die Anwohner des Stadtteils Georgswerder/Wilhelmsburg.
So steht am Anfang des vorgeschlagenen Gestaltungskonzeptes eine nur dem Energieberg immanente Geschichte. Frei dem Janus Prinzip ist der Berg ein zutiefst ambivalenter Ort mit zwei untrennbar verbundenen Gesichtern – mit einer ‚hellen‘ und einer ‚dunklen‘ Seite. Oberflächlich betrachtet sehen wir eine grüne, seicht wogende Hügellandschaft. Fast im Verborgenen bleibt der, zum Teil hochgiftige, Müll, der zu Schutzzwecken im Laufe der Jahre mit zwei Dichtungsschichten abgedeckt wurde und dessen Absonderungen über den ganzen Berg verteilt noch heute über Messpunkte gemessen bzw. energetisch genutzt werden.
Ziel des Gestaltungskonzeptes ist es, diese Ambivalenz zu akzeptieren, wieder spürbar und damit erlebbar zu machen. So entsteht auf dem höchsten Punkt des Energieberges, von dem man weithin Aussicht auf das umgebende Panorama hat, ein Lesezeichen, ein Ort des Aufeinandertreffens – der schwarze Fleck. Hier endet das Grün der Landschaft und die Dichtungsbahnen brechen symbolisch aus dem Berg hervor. Die große tiefschwarze Fläche ist sowohl von der Autobahn als auch aus der Luft als Landmarke weithin sichtbar. Jedoch wird der schwarze Fleck nicht auf diesen Symbolcharakter reduziert, vielmehr soll er durch den Besucher als Aufenthalts- und Spielfläche aber auch als ein erlebbarer, zum Nachdenken anregender Ort genutzt werden. Seine Oberflächenbeschaffenheit (schwarzer Tartan) variiert, weist feste und weiche, dem Schritt nachgebende Bereiche auf, aus denen sich dunkle Kegel hervorheben. Kontrastierend erhalten die über den Berg verteilten Messpunkte und Schächte eine weiße Schutzabdeckung in Form von unterschiedlich großen Betonkegeln. Punktuell kann man durch sie in den Berg ‚hineinschauen’, da einige der Kegel den Blick zu den Messeinrichtungen freigeben. Der Besucher wird damit eingeladen, den Berg frei, nicht unbedingt an die Wege gebunden, zu erkunden, neugierig von Kegel zu Kegel zu laufen, um zwischendurch auf dem Schwarzen Fleck zu verweilen.